Liebe Mitchristen im Sendungsraum Oberberg Mitte / Engelskirchen,

Der November naht und somit auch Allerheiligen und Allerseelen. In dem Buch von Lorenz Marti („Übrigens, das Leben ist schön“), habe ich eine Geschichte gefunden, die gut zu dieser Zeit passt. Sie trägt die Überschrift: Kein Platz mehr im neuen Adressbuch. 

„Roland streiche ich. Da herrscht seit Jahren Funkstille. Was soll sein Name noch in meinem Adressbüchlein? Mit dem neuen Terminkalender gibt es ein neues Adressverzeichnis, und ich übertrage Namen, Adressen und Telefonnummern. Eine mühsame Übung. Im digitalen Zeitalter gäbe es schnellere und einfachere Möglichkeiten. Doch die Übung hat durchaus ihren Sinn: Während ich die trockenen Daten abschreibe, entfalten sich zwischen den Zeilen ganze Geschichten. Mit jedem Namen verbinden sich Erinnerungen. Diese Menschen gehören zu meiner Biografie. Wir haben zusammen etwas erlebt, teilen gemeinsame Erfahrungen, sind miteinander unterwegs. Das Adressbüchlein ist wie ein Spiegel: In den vielen vertrauten Gesichtern entdecke ich mich selbst... Roland hat das Pech, dass sein Nachname mit M beginnt. Genau diese Seite ist in meinem ohnehin kleinen Adressbüchlein immer randvoll...“ 

Zu einer Zeit, als es noch keine Adressbücher gab, ist im alten Israel die Vorstellung von einem „Buch des Lebens“ aufgekommen, eine Art himmlisches Adressbuch. Da wird man, so hoffe ich, nicht so einfach gestrichen. 

Vielleicht erinnern Sie sich an diese Geschichte, wenn Sie in diesen Tagen die Gräber Ihrer Verstorbenen besuchen. Wir dürfen daran glauben, dass unsere Verstorbenen im „Buch des Lebens“, dem „himmlischen Adressbuch“ zu finden sind.

Herzliche Grüße, auch im Namen unseres Pastoralteams, 

Ihre Gemeindereferentin Sigrid Jedlitzke 
Krankenhausseelsorgerin im Kreiskrankenhaus Gummersbach